Der zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland entstandene Beruf der "Kindergärtnerin" prägte die gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertung der Elementarbildung.
Dieses völlig veraltete Berufsbild wirkt bis heute nach. "Seit den 80er-Jahren hat der Erzieherberuf in der Gesellschaft eine stetige Abwertung erfahren", sagt Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der FH Koblenz. Entstammten vor dreißig Jahren noch viele Erzieherinnen und Erzieher Mittelschichtsfamilien und hatten Abitur, habe sich die professionelle Betreuung von Kindern in den letzten Jahren in Richtung eines Zuverdienst-Berufs entwickelt. Einer der Gründe für die mangelnde Anerkennung: "Erziehern wurde viele Jahre lang die Teil-Akademisierung verweigert", kritisiert Sell. Erst vor fünf oder sechs Jahren hätten die Bundesländer "unter größten Bauchschmerzen" die ersten Fachhochschulen für Erzieher/innen geöffnet.
Jahrzehntelang hat es die Regierung einfach verschlafen (oder vielmehr absichtlich verweigert), dem Erzieherberuf Attraktivität zu verschaffen. Vor allem bei der Bezahlung hat sich so gut wie nichts getan, obwohl die Leistungsanforderungen an die Erzieher/innen enorm gestiegen sind. Es ist überhaupt keine Frage: Die Vergütung muss angehoben werden – und zwar durch staatliche Mittel. Die Eltern der betreuten Kinder können das nicht tragen. Ihre Betreuungsbeiträge für Krippen- und Kindergartenplätze bewegen sich zwischen null und 1000 Euro pro Monat. Während vielerorts die Gebühren kommunaler oder frei gemeinnütziger Kitas anhand des Einkommens bemessen werden, lassen sich private Kita-Betreiber die Plätze teuer bezahlen. Für einen großen Teil der Familien ist das nicht finanzierbar – sie füllen die Wartelisten bezahlbarer Kitas. Für jeden freiwerdenden Krippenplatz gibt es oftmals ein Vielfaches an Voranmeldungen.