Die Anforderungen an pädagogische Fachkräfte sind und bleiben hoch. Um sie zu entlasten und zugleich den betreuten Kindern eine Vielfalt von Vorteilen zu erschließen, braucht es neue Konzepte, bei denen wir Inklusion als Chance für alle begreifen. Dieses Konzept sieht vor, dass eine verbesserte Fachkraftquote ergänzt wird durch die Bildung multiprofessioneller Teams.
Träger und Einrichtungen haben derzeit finanziell keine Möglichkeit, sich für alle Kinder Spezialisten in die Kitas zu holen. Das geht nur stundenweise für wenige Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Wenn wir dafür die Unterstützung der Politik gewinnen, können wir Kita-Teams erweitern durch festangestellte Fachleute aus den Bereichen Logopädie, Heilpädagogik, Ergotherapie, Sozialpädagogik, Kunsthandwerk, Kunsttherapie,… All das würde Pädagog/innen entlasten und ihnen dringend nötige Freiräume für ihre eigentlichen Kernaufgaben eröffnen.
Meine Idee, eine Vielfalt wichtiger Fähigkeiten in die Einrichtungen zu holen, wird von vielen Leitungen und Erziehern unterstützt und befürwortet. Schon heute besuchen Logopäden und Ergotherapeuten Kinder, denen aufgrund ihrer Behinderung eine Therapie genehmigt wurde. Der Bedarf ist aber bei weit mehr Kindern vorhanden. Auf dem Weg von der Integration zur Inklusion ist es in jeder Hinsicht hilfreich, weiteres Personal mit anderen Professionen fest mit in die frühkindliche Bildung einzubinden. So kann z.B. eine Logopädin als ergänzende Expertin für Sprachentwicklung und Sprachförderung das Team bereichern – zum Nutzen aller Kinder.
Ein wesentlicher Baustein zur Professionalisierung der Arbeit einer Erzieherin ist die Ermöglichung der mittelbaren pädagogischen Arbeit und die Freistellung von Einrichtungsleitungen. Das heißt, dass in der Finanzierung und personellen Ausstattung einer Kita künftig ein bestimmter Anteil der Arbeitszeit für Tätigkeiten sichergestellt werden muss, die nicht direkt am Kind ausgeführt werden, aber in Zusammenhang mit der pädagogischen Arbeit stehen: Vorbereitung der pädagogischen Arbeit, Entwicklungsdokumentation, Vorbereitung und Durchführung von Elterngesprächen und Elternkooperation, Teamsitzungen, Fachberatung, Fortbildung,… Aufgrund der derzeit zu knapp berechneten Personal- und Zeitressourcen und des akuten Fachkräftemangels ist es pädagogischen Fachkräften kaum möglich, sich ausreichend Zeit für diese Tätigkeiten zu nehmen. Ohne diese Sonderzeit aber sind die im Bildungs- und Erziehungsplan formulierten Aufgaben und Ziele nicht zu erreichen. Mit einem gesetzlichen Anstellungsschlüssel von 1:8 (derzeit gesetzlich empfohlen 1:10) wäre hochwertige Qualität im frühkindlichen Bildungssystem umsetzbar.