Seit 1. August 2013 haben Familien ein Recht auf einen Krippenplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Das entsprechende Gesetz beschloss der Bundestag im Jahr 2008 auf Initiative der SPD.
In der damaligen Großen Koalition hat die CDU/CSU zwar widerwillig zugestimmt, danach aber wenig zum Gelingen der Regelung beigetragen. Die Ausbildung ausreichender Fachkräfte liegt in der Verantwortung des Staates. Sie wurde sträflich versäumt. Inzwischen kommen zwar die Kommunen ihrer Pflicht nach, Kinderkrippen zu bauen. Die Träger der Einrichtungen haben aber größte Schwierigkeiten, dafür auch das nötige pädagogische Personal zu finden. Für einen Personalschlüssel, den auch Experten für pädagogisch sinnvoll halten, bräuchte es in Bayern weitere 11.500 Fachkräfte. Wenn man dankbar sein muss für jede Bewerbung, kann von Qualitätssicherung keine Rede mehr sein. Nicht jeder ist für die Ausübung des Erzieherberufs geeignet. Der Personalmangel darf nicht zu einer Minderung des Qualitätsanspruchs führen. Es kann nicht um die händeringende Besetzung offener Stellen gehen, sondern um eine Auswahl der Besten!
Hier wäre es die Aufgabe der Staatsregierung gewesen, frühzeitig steuernd einzugreifen. Um den seit Jahren vorhersehbaren Bedarf zu decken, hätte sie (nicht erst jetzt) die Ausbildung kostenfrei stellen, sondern auch die Rahmenbedingungen deutlich verbessern und die Bezahlung anheben müssen. Kostbare Zeit ist verstrichen. Jetzt ist die Not groß – und sie wächst weiter, nicht nur in den Ballungsräumen. Dass Kindertageseinrichtungen vorhandene Plätze mangels Fachkräften nicht vergeben können, hat ausschließlich die Regierung zu verantworten! Den Leidensdruck aber erleben vor allem die Leitungen und Träger von Kitas, und die Kommunen vor Ort. Sie sind erste Ansprechpartner für Eltern, die in ihrer Familienplanung fest darauf vertrauten, ihren theoretischen Anspruch auf einen Krippenplatz auch praktisch einlösen zu können. In den Ballungsgebieten und Großstädten liegt der Bedarf an Krippenplätzen zum Teil bei über 70 Prozent, auf dem Land teils über 35 Prozent. Bei nicht wenigen jungen Eltern hängt die finanzielle und berufliche Existenz davon ab.