Unsere Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhorte und Kinderhäuser haben eine enorme Bandbreite von Aufgaben. Zunächst sind sie Bildungseinrichtungen, in denen der unverzichtbare Grundstein für Entwicklung und spätere Bildung gelegt wird. Für Eltern sind Kitas zugleich gefragte Erziehungsberater – zunehmend in hoch sensiblen Situationen, bei innerfamiliären Umbrüchen, bei Entwicklungsfragen oder im Umgang mit der Interkulturalität von Familien. Zugunsten sozial und wirtschaftlich schwächerer Familien vernetzen sich die Einrichtungen eng mit Fachdiensten, zur Gestaltung eines optimalen Übergangs auch mit den Grundschulen. Aus der Entwicklungsdokumentation der Kinder erstellen sie differenzierte Entwicklungspläne.
Erzieher/innen nehmen Kinder in ihrem gesamten Lebensausdruck wahr und geben ihnen Wärme, soziale Nähe und positive Zuwendung. Sie fördern die Fähigkeit der Kinder, menschliche Bindungen und Beziehungen einzugehen. Sie sind die Menschen, auf die sich Eltern am ehesten verlassen können – weil sie wie die Eltern nur das Beste für ihre Kinder wünschen. Für eine konsequente Weiterentwicklung des Bildungssystems müssen Reformen politisch umgesetzt werden. Frühkindliche Bildung ist eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft unseres Landes! Gerade die ersten Lebensjahre prägen stark. In dieser Zeit verfügen Kinder über hohe Aufnahmefähigkeit und ein großes Lern- und Entwicklungspotenzial – es werden Basiskompetenzen und Schlüsselqualifikationen für eine gelingende Entwicklung unserer Kinder gebildet. Zahlreiche Studien bestätigen einen direkten Zusammenhang zwischen einer hohen Qualität in der frühkindlichen Bildung und dem späteren schulischen und beruflichen Erfolg der Kinder.
Um die bestmögliche Entwicklung der Kinder zu ermöglichen, brauchen die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas ausreichend Zeit für eine altersgerechte Betreuung und eine individuelle Entwicklungsbegleitung der Kinder und ihrer speziellen Bedürfnisse. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn ausreichend Personal in den Kitas vorhanden ist und ausreichend Zeit, um auf die Bedürfnisse der Kinder angemessen einzugehen. Besonders hinsichtlich bestmöglicher Qualität in den bayerischen Kitas klafft die Schere zwischen dem Erforderlichen und dem tatsächlich Machbaren jedoch nach wie vor weit auseinander. Diese Schere gilt es zu schließen, um allen Kindern in Bayern bestmögliche Bildung, Betreuung und Erziehung zukommen zu lassen.
Der Krippenausbau alleine reicht nicht aus – wir brauchen dringend mehr Qualität und die Verbesserung der Rahmenbedingungen. Für die individuelle Bildungs- und Betreuungsarbeit, die ich mir – ebenso wie die Eltern – für die Jüngsten in unserer Gesellschaft wünsche, ist die Umsetzung folgender Maßnahmen erforderlich:
Bildung, Betreuung und Erziehung müssen dem Freistaat Bayern endlich mehr wert sein! Nur mit einem ganzen Strauß von Maßnahmen könnten wir die Rahmenbedingungen in den Kitas schaffen, die die beste Entwicklung der Jüngsten in unserer Gesellschaft möglich machen – unabhängig davon, aus welcher Region Bayerns und aus welchem sozialen Umfeld die Kinder kommen oder welche Bedürfnisse und Potenziale sie mitbringen.
Das bayerische Schulsystem ist für viele eine Zumutung. Um nicht daran zu scheitern, bringen Kinder, Lehrer/innen und Eltern einen enormen persönlichen Einsatz. Sie alle haben bessere Bildungskonzepte verdient. Jedes Kind ist ein Unikat mit einer einzigartigen Persönlichkeit und besonderen Talenten. Individuelle Entwicklung und Förderung sollten wir als Grundrecht begreifen – das Grundrecht auf Entfaltung und persönliches Glück. Nur Menschen, die wir von klein auf gut ausbilden, tragen später unsere Wirtschaft und unseren Staat auf starken Schultern. Mein Ziel ist eine hohe Qualität und Kostenfreiheit des ganzen Bildungssystems für alle Kinder – von der Krippe bis zur Berufsausbildung. Noch immer hat ein Kind aus einem Akademikerhaushalt eine siebenmal höhere Chance an das Gymnasium überzutreten, als das Kind eines Facharbeiters. Bildung darf nicht von der Herkunft oder dem Geldbeutel der Eltern abhängen!
Wir brauchen die gezielte Förderung persönlicher Stärken, um unterschiedliche Startbedingungen auszugleichen. Das derzeitige bayerische Schulsystem zementiert jedoch soziale Ungleichheit und lässt Begabungen verkümmern. Statt Kinder schon nach der Grundschule zu "sortieren", wäre es besser, sie länger gemeinsam lernen zu lassen und ihnen dabei zu ermöglichen, sich gegenseitig zu stützen.
Ganztagsschulen sind da besonders wertvoll. In Bayern besuchten im Schuljahr 2018/2019 gerade einmal 6,9 Prozent der Grundschüler eine gebundene Ganztagsschule, 9,2 % ein offenes Ganztagsangebot. Besuchen noch 17,9 Prozent der Mittelschüler bayernweit eine gebundene Ganztagsklasse, liegen die Quoten bei Realschulen und Gymnasien mit 4,8 Prozent bzw. 3,4 Prozent deutlich darunter. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts stellt klar: eine Ganztagsschule bringt nur etwas, wenn die Kinder kontinuierlich an einem hochwertigen System teilnehmen können. Doch in Bayern bedeutet Ganztagsbetreuung oft nicht mehr als eine bloße Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag. Gemeinsam mit meiner Fraktion setze ich mich für gute Ganztagskonzepte ein, die eine enge Verzahnung von schulischer und pädagogischer Betreuung und Bildungsarbeit beinhalten. Und: Jedes Kind in Bayern sollte ein Recht auf einen solchen Platz bekommen – für eine gute schulische Begleitung, aber auch für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf!